Flüchtigkeit

von Lisa Haucke

Ab wann ist eine Kunsterfahrung flüchtig? Nur dann, wenn keine Objekte vorhanden sind? Oder ist jede ästhetische Erfahrung abhängig von Zeit und damit auch per se flüchtig?

Wann, wie und unter welchen Vorzeichen taucht der Begriff in Bezug auf die Künste auf? Welche Bedeutsamkeit kann er für die Performativen Künste in Bildungszusammenhängen haben?

In der Renaissance gab es einen Wettstreit, den sogenannten Paragone der Künste, der darauf abzielte, Hierarchien künstlerischen Tuns theoretisch darzulegen. Hieran schließt Gotthold Ephraim Lessing in seinen Überlegungen zum Begriff der Flüchtigkeit an. Mit dem von ihm 1766 geschriebenen › Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie‹ wurde ein erstes berühmtes kunstkritisches Traktat verfasst, das zum Nachdenken über die Grenzen und Möglichkeiten einzelner Kunstgattungen anregen sollte. Die einzelnen Disziplinen getrennt voneinander betrachtend, differenziert Lessing darin streng zwischen Raumund Zeitkünsten, wenn er formuliert, dass »[…] die Zeitfolge das Gebiete des Dichters, so wie der Raum das Gebiete des Malers sei.« (Lessing 1964: 129).