Recherche

von Tobias Rausch

Wozu ist Recherche nötig, wenn ich heute doch alles googeln kann?

Ist Recherche nicht bloße dröge Vorarbeit, bevor ich mich auf die eigentliche künstlerische Arbeit stürzen kann? Oder gibt es Formen von Recherche, die selbst schon kreativ und künstlerisch sind?

Wie kann ich suchen, wenn ich noch gar nicht weiß, was ich finden will? Wo soll ich anfangen? Woher weiß ich, wann die Recherche abgeschlossen ist?

Gibt es Recherchemethoden, die ich wie ein Werkzeug benutzen kann? Oder muss ich mir alles immer wieder neu ausdenken?

Was darf ich nicht herausfinden? Gibt es moralische, juristische, soziale Grenzen der Recherche?

Wir erleben unsere Welt zunehmend medial vermittelt. Von der globalen Klimaerwärmung bis zum Krieg in Syrien – viele Themenbereiche, die unsere Wirklichkeit bestimmen, entziehen sich unserem unmittelbaren Erfahrungshorizont. Sie bleiben abstrakte Informationen oder sind in ihren komplexen Zusammenhängen nur schwer zu begreifen. Sie sind durch Algorithmen sortiert und lediglich gefiltert zugänglich. Einerseits ist die Verfügbarkeit von bestimmten Formen von Wissen durch Projekte wie etwa Wikipedia oder YouTube- Tutorials wesentlich gestiegen. Andererseits wird immer mehr Wissen an Expert*innen delegiert. Für den Einzelnen wird es zunehmend schwieriger, zwischen Fakten und sogenannten fake news zu unterscheiden.

Dem gegenüber stehen in den letzten Jahren vermehrt Projekte in den darstellenden Künsten, die auf Recherche basieren. Signifikant ist, dass Recherche nicht nur als Vorbereitung für eine Inszenierung fungiert, sondern einen zentralen Bestandteil der künstlerischen Arbeit darstellt. Stücktexte und Performances werden auf der Basis von Recherchen entwickelt, oder die Recherche ist selbst Teil der Aufführung.